"Keine Rettung und damit kein Anspruch auf Rettung, soweit und solange eine unmittelbare Lebensgefahr und/oder eine unmittelbare erhebliche Leibesgefahr für die Retter besteht, und diesen Gefahren nicht durch Schutzmaßnahmen begegnet werden kann", so die Einschätzung von Dr. Nikolaus Burger, Direktor des Amtsgerichts Laufen und Leiter der Bergwacht Chiemgau, zum rechtlichen Rahmen für Rettungseinsätze.
Wir wollten von Euch wissen, ob Ihr als aktive Bergsportlerinnen und Bergsportler diese Meinung teilt. Oder gibt es ein Recht auf Rettung - unter allen Umständen?
Hier ist das Ergebnis unserer Kontrovers-Umfrage@(zwischenHeadlineTag)>
Wir haben Euch gefragt: Gibt es ein Recht auf Risiko, ein Recht auf Rettung? Wo liegen die Grenzen der Bergrettung? Bergwacht - quo vadis?
Antwort A: Die Bergwacht ist der ADAC der Berge.Deshalb müssen die Rettungskräfte in allen nur erdenklichen Notfällen ausrücken. Schließlich gibt es auch im Bergsport ein Recht auf Sicherheit. [2,78%]
Antwort B: Eigenverantwortung und Risikobewusstsein sollten die Grundeigenschaften eines jeden Bergsportlers sein. Die Bergwacht ist nicht dazu da, jeden, der sich überschätzt,aus unbequemen Lagen zu bergen. [97,22%]
Hier einige redigierte ausgewählte User-Stimmen:
Klaus: Leider ist die Freizeit in den Bergen ein großes Geschäft und wird massiv beworben. Unerschöpfliches Ausrüstungsportfolio täuscht kaufbare Sicherheit vor. Ohne Kick ist für die meisten eine Bergfreizeit uninteressant. Rettung, sogar im Bagatellfall, wird heute als selbstverständlicher Service betrachtet. Warum dann eigentlich noch Eigenverantwortung spüren und walten lassen?Aber wir machen ja auch mit.
Dr. Inge Rötlich: Leider ist es heute ein gesellschaftliches Problem, daß viele keine Verantwortung mehr für sich selbst übernehmen wollen - schuld sind ja immer die anderen! Nein, wer in die Berge geht, muß eine gute Planung haben, er muß wettergemäß ausgerüstet sein, und er muß entsprechende Fähigkeiten haben, um bestimmte Touren zu machen wie Klettersteige etc. Wer das nicht hat, soll wegbleiben oder sich einen Bergührer nehmen!
Dreamingof8a: Immer wieder wird der Ruf laut, bei unzureichender Erfahrung oder inadequater Ausrüstung sollten die Geretteten zur Kasse gebeten werden. Aber wer kann sich anmaßen, das zu beurteilen? Es mag ein paar wenige eindeutige Fälle geben, aber was legt man an Maßstab an? Wann habe ich genug Erfahrung für Tour XXX? Handle ich verantwortungsvoller, nur weil ich die tollste, neuste Ausrüstung dabei habe? Ich bin mir relativ sicher, dass die meisten Geretteten den neusten Schnickschnack mit dabei haben. Nur eben vielleicht Pech. Oder Selbstüberschätzung. Aber wie gesagt, wer kann das wirklich beurteilen?
Christian: Ich arbeite im Bergsportbereich-Verkauf! Eine gängige Antwort ist, wenn man Ausrüstung kaufen will, die nicht für gewisse Touren gedacht ist, und ich explizit darauf hinweise: "Ich bin ja Mitglied im DAV, die holen mich dann schon kostenlos raus!" Kostenbeteiligung bzw. Vollübernahme wäre bei unzureichender Ausrüstung eine Möglichkeit!
2 Kommentare
Kommentar schreibenNur mal so gedacht,... was GENAU wär denn so schlecht an der natürlichen Auslese? Hat ja auch tausende Jahre geklappt?
Wir sind doch alle mit Schuld warum es immer mehr Leute in die Berge zieht. Auf der einen Seite spricht man von unberührter Natur, Ruhe, Ausgeglichenheit und fügt womöglich noch ein tolles Foto dazu, auf der anderen Seite empfiehlt man in Foren teilweise C/D Klettersteige obwohl sich die Personen als Neulinge ausgeben, die man selbst nicht kennt. Und so boomen die Berge - und stille schöne Orte wie z.B. der Schrecksee werden zum Wallfahrtsort.
Was die Rettung betrifft:
In Bayern wird die Bergrettung (BayRDG) wie folgt definiert:
"Berg- und Höhlenrettung ist die Rettung verletzter, erkrankter oder hilfloser Personen aus
Gefahrenlagen im Gebirge, im unwegsamen Gelände und in Höhlen, die Beförderung dieser Personen bis
zu einer Stelle, die zu deren Übergabe an den...". Die Bergrettung wiederum ist eine ausgeschriebene rettungsdienstliche Leistung, welche überwiegend durch die Bergwacht wahrgenommen wird.
Wie in sehr viel anderen Bereichen auch, käme nun der "gesunde Menschenverstand" ins Spiel - dieser jedoch wird oftmals überschattet von unserer medialen Welt, wo offenbar jeder in allem ein Experte ist und natürlich auch alles kann. Ein Mensch der vielleicht noch selbst an seinem Vorhaben zweifelt - wird ermutigt von teils bergerfahrenen Menschen, die zumindest von sich aus Wissen, dass Höhe für sie kein Problem ist. Für den Neuling sieht es dann vor Ort ganz anders aus...
Das Ganze ist im Übrigen kein alleiniges Problem der Berge. Auch im Tal wird der Rettungsdienst sehr oft wegen "nicht lebensbedrohlichen Situationen" gerufen. Jahr für Jahr steigen die Einsatzzahlen, Rettungsdienste und Notaufnahmen am Limit, lautet so manche Schlagzeile der Nachrichten.
Ich will natürlich nicht alle über einen Kamm scheren und nicht jeder findet sich in den obrigen Zeilen wieder.
Danke an alle, die bewusst und wertvoll mit unseren Ressourcen umgehen!