Blinder Bergsteiger wollte Mount Everest besteigen

Andy Holzer bereits wieder auf dem Rückweg

Eigentlich wollte Andy Holzer Ende Mai auf dem Gipfel des Everest stehen. Doch daran ist nach der verheerenden Lawinenkatastrophe mit 16 toten Sherpa und dem darauf folgenden Arbeits-Boykott der Sherpas nicht mehr zu denken. Wie fast alle Expeditionen auf der nepalesischen Seite des Berges hat auch das Team des von Geburt an blinden Bergsteigers das Basislager bereits verlassen.

Andy Holzer bereits wieder auf dem Rückweg
Bereits auf dem Weg in die Heimat: Wolfgang Klocker, Daniel Kopp und Andy Holzer (v.li. / Foto: andyholzer.com).
Bereits auf dem Weg in die Heimat: Wolfgang Klocker, Daniel Kopp und Andy Holzer (v.li. / Foto: andyholzer.com).

"Heute Morgen hat uns Dawa Steven [Expeditionsleiter von Asian Trekking, Anm. d. Red.] die offizielle Absage aller Expeditionen hier verkündet. Unsere Sherpas stünden zwar bereit, aber da ab sofort die großen Expeditionsagenturen auch abpacken gibt es keine Möglichkeit mehr, die Route zu legen, so Dawa."

"Ob hier noch viele Bergsteiger in der Verfassung sind, einen Fuß in den Khumbueisbruch zu setzen, das ist die andere Geschichte. Seit einer Woche stehen wir alle hier unter einer sehr bedrückten Stimmung und eine Motivation für den Everest ist auf null gesunken", so Andy Holzer am 25. April in seinem Blog .

Bis Freitag hatte der Osttiroler mit seinen beiden Begleitern, Wolfgang Klocker und Daniel Kopp, im Basislager ausgeharrt und die aktuelle Entwicklung verfolgt. Offen und ehrlich bekennt der 47-Jährige auf seiner Homepage, dass für ihn "auch finanziell" einiges auf dem Spiel steht:

"Es geht pro Bergsteiger hier um eine Investition eines Mittelklassewagens und für mich persönlich gilt das für gleich drei Personen. Keinesfalls möchte ich übers Geld jammern. Aber das was wir bis zu einem jetzigen Abbruch unserer Reise von unserer Agentur an Support bekommen haben, hätte einen Wert von vielleicht USD 7.000".

Beeindruckendes Bild: Sherpa Versammlung im Basislaher des Everest (Foto: andyholzer.com).
Beeindruckendes Bild: Sherpa Versammlung im Basislaher des Everest (Foto: andyholzer.com).

Holzer wäre wohl aufgebrochen, wenn sich die Möglichkeit dazu noch ergeben hätte. Doch der Bergsteiger, der als zweiter Mensch ohne Augenlicht das "Dach der Welt" erreichen wollte , stellt in seinem Blog aber auch klar: "Ich glaube einfach, der Everest will dieses Jahr an der Südseite seine Ruhe haben und das ist zu akzeptieren. Wie lächerlich ist doch unser 'Misserfolg' gegen dem unfassbaren Verlust, den so viele Sherpafamilien seit dem Karfreitag erleiden müssen."

Nach dem endgültigen Aus der Expedition ging es dann ganz schnell. Am Samstag flogen Holzer, Klocker und Kopp mit dem Helikopter nach Lukla (2840m), von dort dann weiter nach Kathmandu. Der Traum vom Everest bleibt.