Während des Sommers 2015 lösten sich in den Schweizer Alpen außergewöhnlich viele Felsstürze, besonders in Permafrostregionen oberhalb von 2500 Metern. Die Dimensionen dieser Felsstürze variierten von einigen hundert bis zu mehreren zehntausend Kubikmetern.
Die meisten ereigneten sich in der Auftauschicht nahe der Felsoberfläche, deren Temperatur sich mit der Jahreszeit verändert. Grosse Felsstürze mit einem Volumen von über 100.000 Kubikmetern wurden laut SLF nicht verzeichnet.
Die schweizer Experten sehen die hohen Temperaturen und Wasser als Hauptursachen für die Felsbewegungen am Berg. So war im Sommer 2015 die Lufttemperatur 2.5 °C wärmer als im Durchschnitt der vergangenen 30 Jahre und die Nullgradgrenze lag während rund sechs Wochen über 4000 Metern.
Im Gegensatz zum ausgesprochen heißen und trockenen Sommer 2003 mit seinen ebenfalls zahlreichen Felsstürzen, gewitterte und regnete es jedoch häufiger. Außerdem zeigte sich in den Anrisszonen an den Felsen oft nicht nur Permafrosteis, sondern auch Wasser.
Das SLF geht daher davon aus, dass eine Kombination von hohen Lufttemperaturen und Wasser für die diesjährigen Felsstürze verantwortlich ist: Einerseits erwärmen die Lufttemperaturen den Felsen und das Eis in den Spalten, was die Stabilität des Felsens schwächt.
Andererseits übt das in Risse eingedrungene Wasser einen hydrostatischen Druck aus, der die Felsen ebenfalls destabilisieren kann.
Am meisten Felsstürze Anfang August
Die größte Felssturzaktivität im Gebiet der Schweizer Alpen begann Ende Juli 2015, nachdem die Lufttemperaturen während eines Monats außergewöhnlich hoch waren.
Am 28. Juli lösten sich in der Westflanke des Piz Cambrenas (GR) rund 5.000 Kubikmeter Gestein aus einer relativ großen Felsoberfläche, was einem Volumen von rund fünf Einfamilienhäusern entspricht.
Der größte beobachtete Felssturz ereignete sich am 2. September auf 3400 m ü. M in der Westflanke des Grande Dent de Veisivi mit einem geschätzten Volumen von 80.000 Kubikmeter.
Die Felsstürze traten generell zu allen Tages- und Nachtzeiten und an allen Expositionen auf, außer an Südhängen. Praktisch täglich konnten Steinschläge von einem Ausmaß von einigen Kubikmetern beobachtet werden.
Auswirkungen des Hitzesommers auf Permafrost noch offen
Bis die Sommerhitze im Bereich des Permafrostbodens, also in rund 10 Metern Tiefe, angekommen ist, dauert es etwa sechs Monate. Da auch die Auftauschicht in der Regel erst im Spätherbst ihre größte Mächtigkeit erreicht, lassen sich jetzt noch keine verlässlichen Aussagen über die Auswirkungen des Hitzesommers auf den Permafrost treffem. Erste Resultate sind laut SLF bis Ende Jahr zu erwarten.
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