Erhöht die Verwendung von Airbags das Unfallrisiko auf Skitour?@(zwischenHeadlineTag)>
Frage von U. Wälde, per E-Mail:
Nach zahlreichen Unfällen von Tourengehern mit Lawinen-Airbags sollte endlich einmal das Thema aufgegriffen werden, ob die Verwendung von Airbags das Tourenrisiko nicht eher – deutlich? – erhöht.
Wenn man ohne Airbag unterwegs ist, wird man automatisch Routen mit sehr geringem Lawinenrisiko auswählen, während die stolzen Airbag-Besitzer sich – fälschlicherweise – viel sicherer fühlen und dann auch öfters in die Steilhänge bei Stufe 3 oder gar 4 hineinlaufen – mit erheblich erhöhtem Risiko für eine oft tödliche Verschüttung.
Durch die Werbekampagne der Industrie und diverse Tests fühlen sich nun viele Tourengänger mit dem teuren Airbag viel zu sicher – mit oft verheerenden Folgen.
Antwort: Airbags senken die Verschüttungswahrscheinlichkeit um ca. 50 Prozent@(zwischenHeadlineTag)>
Antwort von Olaf: Die Diskussion ist so alt wie die Airbags. Es lässt sich bei den Nutzern aber keine einheitliche Handlungsweise ableiten. Es gibt die Leute, wie du sie beschrieben hast. Es gibt aber auch viele, die nicht risikobereiter sind, nur weil sie einen Airbag am Rücken haben.
Und spätestens, wenn sich Airbag-Besitzer mit den Statistiken zu dem Thema beschäftigen, werden sie kein höheres Risiko im Gelände mehr eingehen, nur weil sie einen nutzen. Denn: Langjährige Statistiken zeigen, dass aufgeblasene Airbags die Verschüttungswahrscheinlichkeit um ca. 50 Prozent verringern können. Wohlgemerkt: aufgeblasene Airbags.
Denn es gibt viele Fälle, in denen Lawinenopfer ihren Airbag nicht ausgelöst haben. Nicht aufgeblasene Airbags sind nach wie vor der wichtigste limitierende Faktor bei der Nutzung von Airbags. Richtig eingesetzt (also ohne ein höheres Risiko einzugehen, nur weil man sich auf den Airbag verlässt) sind diese Rucksäcke ein wirkungsvolles Instrument, um eine Verschüttung im Falle einer Lawine zu verhindern.
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Olaf ist ALPIN-Testredakteur & staatl. gepr. Bergführer. Er versucht, für Euch auch auf die kniffeligsten Fragen die richtige Antwort zu finden.
6 Kommentare
Kommentar schreibenEs ist schon erstaunlich, mit welcher Hingabe teilweise die eigene Wahrnehmung und Interpretation verteidigt wird und es scheinbar weniger um eine differenzierte Auseinandersetzung, sondern eher ums „Recht haben“ geht.
Spannender Artikel genau :
Bergundsteigen 03/2024 „verleiten-lawinenairbags-tatsaechlich-zu-riskanterem-verhalten“
Ansonsten wollen wir ja alle mündige, eigenständige und verantwortungsvoll entscheidende Bergsteiger sein. Das bedeutet, dass jeder entscheiden kann welchem Risiko er sich aussetzt und ob er bereit ist die Konsequenzen zu tragen.
In diesem Sinne, schöne und unfallfreie Touren!
Markus
Sehr geehrter Herr Olaf Perwitzschky,
haben Sie sich die Tabelle schon mal angesehen.
SLF Lawinenunfälle 21/22 Seite 45 Tabelle 9
Schöne Grüße
WB
Sehr geehrter Herr Olaf Perwitzschky,
danke für Antwort habe ich nicht erwartet.
die Statistik der Schweizer 21/22 (Forensoftware nimmt Link nicht) 21/22, Tabelle 9 Seite 45 berichtet etwas anderes
Gerne können Sie mir den Link zu Ihrem genannten Artikel des wie oben nennen.
Wildbarren
Also in aller Kürze: Es gibt eine Studie des SLF über die Wirksamkeit von Airbags. Erfasst sind darin bei einer Lawinengröße "2" 22 Personen ohne Airbag, die zu Tode kamen und 13 mit Airbag und Todesfolge. Aber natürlich sind für uns Statistiken immer interessant. Lassen Sie uns daher gerne ihre Erhebungen zukommen. Und: Welcher Hersteller von Lawinenairbags ist Anzeigenkunde von ALPIN? Wir versuchen nach bestem Wissen und Gewissen unsere Leser:innen und User:innen zu informieren. Uns vorweg eine Anzeigenabhängigkeit zu unterstellen halte ich daher für wenig angebracht.
Sehr geehrter Herr Olaf Perwitzschky,
wie kommen Sie zu der gewagten 50% Aussage ?
M.M die guten Anzeigenkunden nicht verschrecken.
Ich führe seit Jahren dazu Statistiken zu Lawinenunfällen und kann Ihre "Meinung" keinesfalls teilen - es sind wenn überhaupt nur einige Prozente. Es gibt auch einige Unfälle deren tödlichen Ausgang ich auf die Airbags führe. Betroffene konnten sich durch den größeren Druck auf die geöffnete Fläche bzw. den Snowtubing Effekt nicht halten, bzw. die "Fahrt" wurde beschleunigt. Kleine Lawinen im Steilst-Gelände führten zum Absturz.
Schöne Grüße
WB
Verrückt dass die Airbags nicht von selbst auslösen bei einem Lawinenereignis. Mit KI sollte sich ein Sturz in der Lawine gut von anderen Ereignissen unterscheiden lassen. Allerdings werden die Rucksäcke dann nochmal teurer, wenn Sensoren, ein Prozessor und eine Batterie drin sind.