HMS, Tube, Halbautomat oder Autotuber – das ist hier die Frage

Kletterwissen: Welches Sicherungsgerät ist das Richtige für mich?

Es gibt inzwischen Sicherungsgeräte für das Klettern wie Sand am Meer. Das ultimative Modell, das in allen Situationen perfekt und intuitiv funktioniert, gibt es (trotzdem) noch nicht. Wir stellen euch die gängigsten Modell vor und benennen Vor- und Nachteile!

Kletterwissen: Welches Sicherungsgerät ist das Richtige für mich?
© picture alliance / CSSHOT

HMS, Tube, Halbautomat oder Autotuber: Welches Sicherungsgerät für wen?

Ob Halbautomaten, Tube, Autotuber oder HMS: Jedes Sicherungsgerät hat in seine Eigenheiten in der Handhabung. Nur wer diese kennt und beherrscht, kann auch korrekt sichern und dadurch Stürze sicher halten.

Besonders in Kletterhallen und Kettergärten sind Halbautomaten inzwischen fest etabliert. Aufgrund ihrer Blockierunterstützung erhöhen sie die Chance, dass trotz möglicher Sicherungsfehler ein Bodensturz verhindert wird. Wichtig dabei: Den Endknoten im Kletterseil nicht vergessen!

Dynamische Sicherungsgeräte: Eine Übersicht

Dynamische Sicherungsgeräte lassen (wie der Name schon vermuten lässt) eine dynamische Sicherung zu. Die istvor allem beim Sichern im Vorstieg wichtig, sodass der Kletterer bei einem Sturz nicht abrupt abgebremst wird. Obwohl auch Kletterseile schon etwas der Sturzkraft abfangen, empfiehlt sich dynamisch zu sichern, um Verletzungen durch einen Sturz vorzubeugen. 

1. Der Tube/ATC/Tuber

Tubes sind nicht-mechanische Geräte mit einem einfachen Prinzip (Stichtbremse). Seit einigen Jahren haben Tubes bremsverstärkende Schlitze und zusätzliche Funktionen. Je nach Ausführung können sie zum Topropen, Vorsteigen und Nachsichern (Plattenprinzip) verwendet werden.

Für die Nachstiegssicherung ist allerdings eine Extra-Öse notwendig, wie sie das BD ATC Guide, Petzl Reverso oder Anlo Five haben. Tubes eignen sich besonders zum Sportklettern. Solche mit Plattenfunktion, die auch für den Nachstieg geeignet sind, werden auch alpin viel eingesetzt.

<p>ATC von Black Diamond</p>

ATC von Black Diamond

© Black Diamond

Zum Abseilen sind Tubes allerdings nur bedingt geeignet. Zum einen sind relativ hohe Haltekräfte notwendig (besonders bei dünnen, imprägnierten Zwillingsseilen), vor allem aber ist es relativ kompliziert, eine Tube zu blockieren (außer beim Anlo Five), was vor allem im alpinen Terrain immer wieder notwendig ist (verkrangeltes Seil etc.). Deshalb gilt: Wenn man mit der Tube abseilt, dann immer mit Hintersicherung (Prusik).

Vorteile Nachteile
einfache Bedienung hohes Fehlerrisiko (Halterichtung Bremshand)
dynamische Sicherung mitunter hohe Haltekräfte
statisch im Nachstieg schwierig zu blockieren (z.B. beim Abseilen)
leicht im Nachstieg (Plattenfunktion) ist es schwierig, Seil auszugeben
preiswert größere Verlustgefahr als beispielsweise beim Achter
nicht mechanisch
für Seile von ca. 9,4 – 11 mm Durchmesser

2. Der (Abseil-) Achter

Lange Zeit galt der Abseilachter als das universelle Sicherungsgerät. Die Tubes haben dem Achter in den Hallen und beim Sportklettern inzwischen den Rang abgelaufen. Achter sind von der Bedienung sehr ähnlich wie Tubes, auch hier muss das Bremsseil immer nach unten gehalten werden.

<p>Klassicher Abseilachter von Mammut </p>

Klassicher Abseilachter von Mammut 

© Mammut

Das schnelle Seilausgeben ist bei Achtern etwas schwieriger als bei Tubes. Für den alpinen Einsatz gibt es ein universelles Gerät (Salewa Guide), das Achter- und Plattenfunktion kombiniert. Damit hat man den Vorteil, dass man beim Abseilen und Sichern des Vorsteigers einen Achter hat, zum Nachsichern eine Platte.

Vorteile Nachteile
preiswert hohes Fehlerrisiko (Halterichtung Bremshand)
nicht mechanisch je nach Seil hohe Haltekräfte
dynamische Sicherung des Vorsteigers Nachstiegsfunktion nur bei einem Spezialgerät (Salewa Guide)
relativ leicht zu blockieren (Abseilen etc.)
bei richtiger Handhabung geringe Verlustgefahr
<p>Klasssiche HMS-Sicherung</p>

Klasssiche HMS-Sicherung

3. Die Halbmastwurfsicherung (HMS)

Der Halbmastwurf ist die universellste Sicherungsmethode. Die HMS hat von den dynamischen Sicherungsmethoden die höchsten Bremskräfte, kann für Vorstieg, Nachstieg und Toprope eingesetzt werden.

In Österreich wird gelehrt, das Bremsseil bei der HMS nach unten zu halten. Das ist bequemer und hat den Vorteil, dass man beim Umstieg auf eine andere Methode (Sicherungsgerät wie Tube oder Achter) nicht umlernen muss.

<p>Basic:&nbsp;Der Halbmastwurf.</p>

Basic: Der Halbmastwurf.

© IMAGO / Pond5 Images

Nachteil ist, dass das Seil in dieser Position krangelt, sowohl beim Seilausgeben, vor allem aber beim Ablassen. Hält man das Seil nach oben, ist das unbequemer und man muss sich gegebenenfalls umstellen.

Vorteile Nachteile
einfach Neigung zur Krangelbildung
universell hoher Seilverschleiß
hohe Bremskräfte Knoten für Anfänger schwierig
wenig Material notwendig
für alle Seildurchmesser

Welche Anfängerfehler ihr unbedingt vermeiden solltet, zeigen wir euch in dieser Fotogalerie:

Halbautomatische Sicherungsgeräte: Eine Übersicht

Der Begriff "halbautomatische Sicherungsgeräte" oder einfach "Halbautomaten" bezeichnet alle Sicherungsgeräte mit Blockierunterstützung. Bei Belastung blockert das Seil komplett und eine dynamische Seilausgabe ist nicht mehr möglich. 

1. Halbautomat: Der Petzl Grigri

Der Pionier aller halbautomatischen Geräte. Da es das GriGri schon lange gibt, sind alle Fehler, die mit dem Gerät passieren können, bekannt. Bei richtiger Anwendung ist das GriGri ein sehr gutes und universelles Sicherungsgerät.

<p>Das Grigri von Petzl </p>

Das Grigri von Petzl 

© Petzl
Vorteile Nachteile
Halbautomat (blockiert bei Belastung) Fehlbedienungen möglich
geringer Seilverschleiß teuer
leichtes Handling schwer
ur für Seile mit 10 – 11 mm Durchmesser zugelassen
erfordert Übung

2. Halbautomat: Der Trango Cinch

Das Cinch ist ebenfalls ein halbautomatisches Gerät. Auch hier besteht die Gefahr einer Fehlbedienung. Das Seilausgeben funktioniert beim Cinch gut; es ist etwas kleiner und leichter als das GriGri.

<p>Das Cinch von Trango</p>

Das Cinch von Trango

© Trango
Vorteile Nachteile
automatische Blockierfunktion Fehlbedienungsmöglichkeiten
für Halbautomat klein und leicht sehr spezifische Bedienung
für Seile von 9,4 – 11 mm Durchmesser

Autotuber: Eine Übersicht

Autotuber sind Halbautomaten, bei denen eine Abhägigkeit der Bremsfunktion von der Bremshandfunktion besteht. Ist die Bremshand an der richtigen Stelle, wird das Seil komplett blockiert. Während beim Tube selbst bei höchster Bremswirkung des Gerätes noch immer Handkraft benötigt wird, blockiert der Autotuber über ein Einklemmen des Seils zwischen Sicherungsgerät und Karabiner. 

1. Der Mammut Smart

Das Smart ist ein recht neuer Halbautomat auf dem Markt, es hat sich aber in kurzer Zeit eine hohe Beliebtheit erkämpft. Das Smart ist supereinfach zu bedienen, denn die Geometrie gibt eine spezifische Handhabung vor.

<p>Das Smart von Mammut</p>

Das Smart von Mammut

© Mammut

Das Seilausgeben geht sehr gut, das Ablassen ebenfalls. Nur ältere oder steife Seile ruckeln etwas. Obwohl das Smart ein Halbautomat ist, lässt es eine gewisse dynamische Sicherung zu.

Vorteile Nachteile
einfache Bedienung keine Nachstiegsfunktion
leicht bei dünnen Seilen nicht 100-prozentiges Blockieren
preiswert
nicht mechanisch

2. Der Zap-O-Mat

Das Zap-O-Mat ist das erste Gerät, an dem man mit zwei verschiedenen Einstellungen sichern kann. Somit lässt sich der Seildurchmesser des verwendeten Seils berücksichtigen oder persönliche Vorlieben. Optisch schreckt das Zap-O-Mat eher ab, in der Praxis funktioniert es gut. Allerdings wird es ganz sicher nicht das Standardgerät.

<p>Das Zap-O-mat von Elderid </p>

Das Zap-O-mat von Elderid 

© Edelrid
Vorteile Nachteile
2 verschiedene Federhärten (Seildurchmesser) einstellbar viel Plastik verbaut
geringer Seilverschleiß Fehlbedienung möglich
Seilausgeben im Nachstieg möglich schnelles Seilausgeben mitunter schwierig

Neue Sicherungsgeräte von Petzl und Edelrid 2024

2024 gibt es gleich zwei neue Geräte im Bereich der Halbautomaten: das Neox von Petzl und das Pinch von Edelrid. Das ist insofern interessant, als dass in wenigen Wochen gleich zwei ähnliche Geräte auf den Markt kommen, nachdem es jahrelang keine (nennenswerten) neuen Sicherungsgeräte gab. Aber wie verhalten sich nun die Neuen in der Praxis? Hier lest ihr was die neuen Sicherungsgeräte Neox und Pinch können. 

Text von Olaf Perwitzschky

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