Sie prägen das alpine Bild und gehören zum Bergsteigen wie das Salz in der Suppe. Gletscher! Nun haben diese Eispanzer die Eigenart, nicht als geschlossene Masse zu Tale zu kriechen, sondern an spezifischen Stellen Spalten zu bilden. Eis ist nämlich nicht sonderlich verformbar und so reißt es dort, wo es sich ansonsten verformen würde.
Bei fast jeder Hochtour und manchmal sogar bei Wanderungen oder Hüttenzustiegen kommen Alpinisten mit Gletschern in Berührung. Schon viele Bergsteiger sind im Laufe der Geschichte einem Sturz in eine Gletscherspalte zum Opfer gefallen. Darunter so prominente Spitzenbergsteiger wie Reinhard Patscheider oder Renato Casarotto.
Dass man sich am Gletscher anseilt, ist allgemein bekannt. Die Frage ist nur: Wie, wo und wann? Und auch: Wann nicht? Optimal unterwegs ist man am Gletscher in einer 4er- oder 5er- Seilschaft. Dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Rest der Gruppe bei einem Spaltensturz eines Seilschaftsmitglieds mitgerissen wird, sehr gering. Demzufolge ist ein Alleingeher natürlich schlecht dran. Und auch zu zweit ist je nach Erfahrung und Gewicht der Akteure die Gefahr eines Mitreißunfalles noch groß. Hier helfen nur konzentriertes Gehen und weite Abstände (vgl. Skizze unten) sowie Knoten im Seil.
Eine überlegte Routenwahl ist entscheidend
Sind in der Gruppe mehr als fünf Personen, ist es besser, sie aufzuteilen. Sonst wird der Seilschaftswurm zu lang und zu träge. Neben der Aufteilung der Personen und den richtigen Abständen ist eine überlegte Routenwahl der Schlüssel zum Erfolg. Denn wie eingangs erwähnt, kann man mit etwas Erfahrung und Verstand vorhersehen, wo Spalten sind und wo eher nicht.
Auf (guten) aktuellen Karten sind Spaltenzonen eingezeichnet. Doch Vorsicht! Bei dem momentanen Gletscherrückgang kann sich innerhalb von fünf Jahren am Gletscher viel geändert haben. Das ist dann auf Karten nicht vermerkt.
Auch eine gute Strategie spielt bei Gletscherbegehungen eine wichtige Rolle. Das beginnt bei der Jahreszeit. Günstige Bedingungen herrschen allgemein im Frühsommer. Da sind die Nächte kalt (Schnee ist morgens hart gefroren) und es liegt häufig noch so viel Schnee, dass viele Spalten solide mit Schnee bedeckt sind.
Frühes Aufstehen ist oft Pflicht
Darüber hinaus spielt die Tageszeit eine wichtige Rolle. "Der frühe Vogel fängt den Wurm." Auch wenn kaum jemand gerne um drei Uhr in der Früh aufsteht: Bei vielen Hochtouren muss das sein. Dann ist man zur Mittagszeit, wenn der Schnee weich wird und die Spaltenbrücken nicht mehr tragen, schon wieder auf der Hütte (oder zumindest vom Gletscher runter).
Als Gletscherseil dienen häufig ausrangierte Kletterseile. Das ist nicht sehr sinnvoll, weil sie bauschig sind und viel Feuchtigkeit aufnehmen.
Die Länge des Gletscherseils richtet sich der Größe der Gruppe
Ein Gletscherseil sollte imprägniert sein, und bei normalen Touren darf es auch ein Halbseil (zwischen 8 und 9 mm dick) sein. Die Länge richtet sich nach der Größe der Gruppe. Es sollte immer so bemessen sein, dass jedes Seilschaftsmitglied mit loser Rolle ( Technik der Spaltenbergung ) geborgen werden kann. Will man mit einem kürzeren (und damit leichteren) Seil unterwegs sein, müssen alle Gruppenmitglieder den Flaschenzug beherrschen.
Ein ganz kritischer Punkt am Gletscher ist der Übergang von einem flacheren Gletscherbereich in steiles Gelände. Hier gilt es abzuwägen, welche Gefahr größer ist: die Gefahr eines Seilschaftssturzes, weil ein Teilnehmer stürzt, oder die Gefahr eines Spaltensturzes. Oft wird in steilem Gelände so weitergegangen wie am Gletscher. Das ist aber falsch! Entweder man muss sichern (Fixpunkte!) oder ohne Seil gehen. Sonst kann es passieren, dass die ganze Seilschaft abstürzt. Ein Horror-Szenario, das leider immer wieder vorkommt.
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