"Die herausforderndste Sache meines Lebens"

Unfassbar: Kilian Jornet besteigt 82 Viertausender in 19 Tagen!

Der spanische Profi-Bergsteiger und Trailrunner Kilian Jornet hat alle Viertausender der Alpen aus eigener Kraft und in Rekordzeit bestiegen. Was für eine Leistung!

Kilian Jornet: 82 Viertausender in 19 Tagen!
© https://www.facebook.com/kilianjornet

Übermenschlich? Kilian Jornet besteigt 82 Viertausender in 19 Tagen!

Am 10. August gewann Kilian Jornet den Berglauf Sierre Zinal im Wallis. Die Läufer passieren dabei auf 31 Kilometern Weisshorn (4506 m), Zinalrothorn (4221 m), Obergabelhorn (4073 m), Matterhorn (4478 m) und Dent Blanche (4357 m). Offensichtlich haben die Viertausender Jornet gut gefallen, denn der mittlerweile in Norwegen lebende 36-Jährige hat noch ein paar Tage in den Alpen "drangehängt" und beeindruckt mit einer weiteren Energieleistung ...

Am 01. September gab Jornet auf seinem Instagram-Kanal bekannt, innerhalb von nur 19 Tagen (!) alle 82 Viertausender der Alpen bestiegen und die Distanzen zwischen ihnen ausschließlich mit menschlicher Kraft bewältigt zu haben.

Ehrgeiziges Ziel für versierte Alpinisten: Die Besteigung aller 82 Viertausender der Alpen

Für Alpinisten ist die Besteigung aller Viertausender ein Lebenstraum, der viele Jahre in Anspruch nimmt und dessen Realisierung nicht nur wegen des notwendigen alpinistischen Könnens, sondern auch aus finanziellen und logistischen Gründen nicht allzu vielen vergönnt ist. Ein solches Mammut-Projekt "auf Zeit" zu realisieren ist Ausnahmekönnern vorbehalten. Den bis dato gültigen Geschwindigkeitsrekord hielten die beiden Italiener Franco Nicolini und Diego Giovanni, die die Viertausender-Liste 2008 in 60 Tagen abhaken konnten. 

Die österreichische Alpinistin Marlies Czerny stellt Euch ihre persönliche Viertausender Top-Ten in einer Fotogalerie vor.

Im Sommer 2015 schloss der legendäre Schweizer Bergsteiger Ueli Steck ein ähnliches Vorhaben erfolgreich ab. Auch er legte die Distanzen zwischen den Bergen mit eigener Muskelkraft zurück und bestieg im Rahmen seines "82Summits"-Projekt in 62 Tagen alle 82 Viertausendergipfel. Bei den Damen dürfte der Rekord von Liv Sansoz weiterhin Bestand haben. Die französische Alpinistin und zweifache Kletter-Weltmeisterin benötigte anderthalb Jahre, um die Viertausender-Sammlung erfolgreich zu komplettieren. 

Und nun Kilian Jornet ...

Kilian Jornet besteigt alle Viertausender der Alpen in 19 Tagen

Das Ziel "alle-Viertausender-in-Rekordzeit" äußerte Jornet zunächst nicht öffentlich, sondern sprach lediglich davon, "die guten Bedingungen in den Alpen genießen" und im Rahmen seines Projektes "Alpine Connections" soviel Viertausender wie möglich besteigen und den Weg zwischen den Touren mit Muskelkraft absolvieren zu wollen.

Wer Jornet aber kennt und ihm bei seinem Tun auf Strava, im NNormal-Blog und in einer Reihe von Episoden auf Instagram verfolgte und beobachtete, dem drängte sich bald der Eindruck auf, dass der Spanier ganz, ganz Großes im Sinn hatte. 

<p>Auf<a href="https://blog.nnormal.com/" rel="nofollow" target="_blank">/blog.nnormal.com/</a> ließ sich das Projekt Tag für Tag mitverfolgen.</p>

Auf/blog.nnormal.com/ ließ sich das Projekt Tag für Tag mitverfolgen.

© Screenshot blog.nnormal.com/

Es begann mit dem Piz Bernina (4048 m), dem östlichsten Viertausender der Alpen im Schweizer Engadin, den Jornet am 13. August gemeinsam mit Philipp Brugger bestieg. 

Danach ging es Schlag auf Schlag: Jornet radelte 210 Kilometer mit fast 4000 Höhenmetern zur nächsten Etappe im Berner Oberland und hakte dort zunächst Lauteraarhorn (4042 m), Schreckhorn (4078 m) und Finsteraarhorn (4274 m) und in einer weiteren Etappe Gross Grünhorn (4043 m), Hinter Fiescherhorn (4025 m), Gross Fiescherhorn (4049 m), Mönch (4110 m), Jungfrau (4158 m) und zuletzt das Aletschhorn (4194 m) ab.

Nach der Besteigung des Weissmies (4017 m) ging es für Jornet ins Wallis, wo er in einer ersten Etappe Dürrenhorn (4034 m), Hohberghorn (4218 m), Stecknadelhorn (4239 m) und Nadelhorn (4327 m) bestieg, wonach er bei 16 Viertausendern stand.

Sieben weitere kamen in der zweiten Wallis-Etappe dazu: Mit Matheo Jacquemoud ging es auf Lenzspitze (4294 m), Dom (4545 m) und Täschhorn (4491 m), mit Genís Zapater Bargués auf Alphubel (4206 m), Allalinhorn (4027 m), Rimpfischhorn (4199 m) und Stalhhorn (4190 m). 

Nächster Streich: Die berühmte Walliser Spaghetti-Runde. Die beeindruckende Gipfelliste an diesem Tag lautete: Nordend (4608 m), Dufourspitze (4634 m), Zumsteinspitze (4563 m), Signalkuppe (4554 m), Parrotspitze (4434 m), Ludwigshöhe (4341 m), Corno Nero (4321 m), Vinzent-Pyramide (4215 m), Punta Giordani (4046 m), Liskamm Ost (4532 m), Liskamm West (4479 m), Castor (4225 m), Pollux (4089 m), Roccia Nera (4075 m) und die Breithorn-Erhebungen (4164 m).

Danach war mit insgesamt 41 Gipfeln die Hälfte aller Viertausender bestiegen.

Wettlauf über der Viertausender-Grenze

Nächster Stop: Matterhorn! An die Besteigung des legendären 4478 Meter hohen Bergs hängte Jornet an einem langen Bergtag noch Dent d’Hérens (4173 m, mit Matheo Jacquemoud) und Dent Blanche (4358 m, hier auch mit Genís Zapater Bargués), gefolgt von Obergabelhorn (4064 m), Zinalrothorn (4221 m), Weisshorn (4506 m) und Bishorn (4151 m) am darauffolgenden Tag .

Nach 110 Kilometern auf dem Rad folgte am 23. August die Grand-Combin-Traverse (4314 m) mit Alan Tissieres, die Jornet hinsichtichtlich ihrer Schwierigkeit überraschte und nach deren erfolgreichem Verlauf er 51 der 82 Viertausender hintereinander bestiegen hatte.

Nach einem (!) Rad- und einem Rastttag war Jornet am 26. August mit Matheo Jacquemoud, Michel Lanne and Bastien Lardat an der Grandes Jorasses (4208 m) und bestieg mit Pointe Walker, Pointe Whymper (4184 m), Pointe Croz (4110 m), Pointe Elena (4045 m), Pointe Margherita (4065 m), sowie Dôme de Rochefort (4015 m), Aiguille de Rochefort (4001 m) und zum Schluss Dent du Géant (4013 m) acht weitere Viertausender. 

Tags darauf, am 27. August, waren Aiguille Verte (4122 m), Grande Rocheuse (4102 m), Aiguille du Jardin (4035 m) und Les Droites (4000 m) im Montblanc-Massiv an der Reihe (Stand: 63 Viertausender), gefolgt von zwei weiteren "gipfelreichen" langen Bergtagrn, an dessen Ende nach Besteigungen u.a. von Mont Blanc du Tacul (4248 m), Mont Maudit (4465 m), Montblanc (4809 m), Dôme du Goûter (4304 m) und Aiguille de Bionassay (4052 m) 79 Gipfel bestiegen waren.

Am 30. August und 54 Kilometern Radanreise stand Jornet schließlich mit Henry Aymond und Emily Harrop auf dem Gran Paradiso (4061 m), seinem 80. Viertausender. Nach weiteren über 170 Kilometer auf dem Rad ging es am 31. August in einer finalen Etappe auf Dôme (4015 m) und Barre des Écrins (4102 m). Geschafft - nach 19 Tagen fand eine unfassbare Reise ihr Ende!

Kilian Jornets Fazit

Im letzten Post zu seinem Projekt schreibt Jornet auf Instagram:

"19 Tage nach meinem Start am Piz Bernina wurde mein Traum, alle 82 Viertausender der Alpen zu besteigen und sie nur mit menschlicher Kraft miteinander zu verbinden (...) wahr. Das war ohne Zweifel die größte Herausforderung, die ich je in meinem Leben hatte, geistig, körperlich und technisch, aber vielleicht auch die schönste. Es ist im Moment schwierig, alle meine Gefühle zu verarbeiten, aber dies ist eine Reise, die ich nie vergessen werde. Jetzt ist es Zeit, mich etwas auszuruhen!“

<p>Beeindruckend: Kilian Jornets Viertausender-Rekord in Zahlen. </p>

Beeindruckend: Kilian Jornets Viertausender-Rekord in Zahlen. 

© Sreenshot instagram.com/kilianjornet

Text von Holger Rupprecht

7 Kommentare

Kommentar schreiben
Hannes

Unglaubliche Leistung.

etna

Ich bin wirklich kein Freund von Geschwindigkeitsrekorden in den Bergen.
Aber diese Nummer hier ist echt unglaublich. Ich war selbst auf all diesen Gipfeln und kenne die körperlichen, technischen und psychischen Herausforderungen. So ein Projekt in so kurzer Zeit abzuspulen ist schwer beeindruckend und kaum vorstellbar.
Selbst bei perfekten Verhältnissen und stabilem Wetter muss der Körper noch unmenschliches leisten und kann sich kaum regenerieren.
Hut ab!

Reinhold

Würd ich auch hinkriegen. Und vermutlich mit E-Bike gefahren.

LangerHeinz

Unfassbar - sagt ALLES - und gleichzeitig zeigt es was ALLES noch möglich ist, außerhalb der ausgelatschten Normalo-Touren. Sowohl in den Alpen als auch in jeder Landschaft vor Ort. Berg frei

Jakob

Für mich die wohl beeindruckendste Leistung des modernen Alpinismus. Unvorstellbar welche mentalen, körperlichen, und auch logistischen Anforderungen Kilian hier gemeistert hat. In den Zeiten von Rekorden, welche oftmals nicht nur Zuspruch finden, sticht dieser besonders und auch differenziert heraus. Auch weil Kilian ein wahrer Bergmensch und vollkommener Alpinist ist, der bei all den Leistungen und Rekorden die Achtung des Berges nie verloren hat. Ein Rekord für die Ewigkeit - Chapeau!

Peter Hoffmann

Was für eine grandiose Leistung. Solche wahnsinns Touren sind natürlich nur von aabsoluten Spitzenathleten zu schaffen, aber ssie dienen uns normalen Bergsteigen als IInspiration. Chapeau Kilian!

Wolfgang Pusch

Wann war er am Brouillard- und Peutereygrat?