Kein geringerer als Kletterpionier Mathias "Hias" Rebitsch hatte sich 1947 zusammen mit Roland Berger die Erstbegehung des "Schiefen Risses" sichern können. Nahezu 30 Jahre musste die extrem fordernde Route im Schwierigkeitsgrad VI an der Sagwand auf die erste Wiederholung warten.
Am 11. März diesen Jahres stiegen Hansjörg Auer und David Lama in die Route ein, um sich die erste Winterbegehung zu sichern (die Tour wird im Sommer wegen zu starker Steinschlaggefahr nicht mehr geklettert). Die beiden Profikletterer kamen gut voran, mussten jedoch aufgrund der einbrechenden Dunkelheit nach über der Hälfte der Strecke abseilen.
Fünf Tage später kehrten Lama und Auer mit Peter Ortner zur Wand zurück. Auch an Biwakausrüstung hatten die drei Österreicher diesmal gedacht. Um neun Uhr Vormittags stiegen Auer, Lama und Ortner in die Route ein, kletterten bis Sonnenuntergang und richteten auf einem schmalen Felsvorsprung ihr Biwak für die Nacht.
Was nun folgen sollte, so schreibt Hansjörg Auer in seinem Tourenbericht, war die "vielleicht härteste Nacht unseres Lebens." Bereits bei Abmarsch am Parkplatz hatte das Thermometer -22 Grad angezeigt. Und schon für diese Temperatur waren die superleichten Schlafsäcke der drei Asprianten nicht ausreichend.
"Insgesamt haben wir nicht länger als eine halbe Stunde geschlafen", so Auer. Reichlich verfroren machten sich Lama, Ortner und Auer im Morgengrauen an die restlichen Seillängen. Kurz vor Mittag hatte das Trio sein Ziel erreicht - die erste Winterbegehung der Sagwand war geschafft.