Tipps zur optimalen Wundversorgung

So geht ihr richtig mit Verbrennungen um

Es ist schnell passiert! Ob am Lagerfeuer, am Ofen im Winterraum oder beim Hantieren mit dem Kocher: Verbrennungen sind Alltagsverletzungen. Um aus einer kleinen Sache keine gefährliche Entzündung entstehen zu lassen, muss man einige Punkte beachten - wir verraten euch, welche.

So geht ihr richtig mit Verbrennungen um
© Thomas Bormans / Unspalsh

Sofortiges Kühlen hält den Verbrennungsprozess auf

Nicht nur im Haushalt, auch in der Freizeit kommen Verbrennungen häufig vor. "Leichte Verbrennungen sind zwar häufig, aber auch einfach zu behandeln", gibt der Bundesfeuerwehrarzt Dr. Hans- Richard Paschen Entwarnung.

Nach dem Malheur ist eine schnelle Reaktion entscheidend. "Die Haut muss sofort gekühlt werden, ohne Verzögerung", sagt Paschen, der Chefarzt der Anästhesiologie und Intensivmedizin am Hamburger Amalie-Sieveking-Krankenhaus ist. 

<p>Die verbrannte Hautpartie schnell unter kaltes, fließendes Wasser halten.</p>

Die verbrannte Hautpartie schnell unter kaltes, fließendes Wasser halten.

© picture alliance / Zacharie Scheurer

Zum einen dämpft dies die Schmerzen, zum anderen verhindert es weiteren Gewebeschaden. Denn die Zerstörung setzt sich fort, auch wenn die Hitzequelle schon längst entfernt worden ist. Kühlen - am besten unter fließendem Wasser - hält diesen Prozess auf.

Dabei sollte die Wassertemperatur zwischen 10 und 20 Grad liegen. Kälter ist nicht sinnvoll, da sich sonst die gesunden Blutgefäße zu stark zusammenziehen und die verbliebene Blutzufuhr zum Gewebe somit beeinträchtigt wird. 

Aus dem gleichen Grund raten Experten, die Kühlzeit zu begrenzen: Mehr als zehn Minuten sollten es nicht sein. Damit hat es sich auch schon. Mehr Sofortmaßnahmen sind nicht nötig - bei leichten Verbrennungen, wohlgemerkt.

Sonderfall Sonnenbrand

Auch ein Sonnebrand ist eine Verbrennung - bilden sich Hautblasen, handelt es sich sogar um eine Verbrennung zweiten Grades. Linderungen verschaffen kühlende Salben und Aprés-Sun-Produkte. Vorsicht vor Kortison-haltigen Cremes - diese dürfen nur kurzzeitig angewandt werden. Vorbeugen ist in jedem Fall die beste Lösung: Gescihtshaut und Lippen sollten immer mit entsprechenden Produkten geschützt werden.

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Verbrennung: So behandelt ihr sie richtig

Ob aufwendiger behandelt und ein Arzt hinzugezogen werden muss, bestimmen die folgenden Faktoren: 

  • Ausmaß der Verbrennung

  • Grad der Verbrennung

  • Die betroffene Körperregion

  • Alter der Person

Das Ausmaß spielt eine Rolle, weil bei ausgedehnten Verbrennungen Schockgefahr droht: Daher sollten - wenn mehr als zehn Prozent der Körperoberfläche betroffen sind - entsprechende Vorsorgemaßnahmen erfolgen. Zur groben Orientierung: Die Handinnenfläche entspricht etwa einem Prozent der Körperoberfläche.

<p>Verbrannte Finger</p>

Verbrannte Finger

© Nazmi Zaim / Unsplash

Verbrennungen ersten Grades

Für die Beurteilung des Schweregrads greifen Ärzte auf vier Kategorien zurück: 

Ist die Haut gerötet, handelt es sich um eine Verbrennung ersten Grades. Solche Wunden lassen sich gut selbst behandeln - wenn weniger als zehn Prozent der Haut betroffen sind. Einen Sonderfall stellt der Sonnenbrand dar. Er betrifft schnell mal zehn Prozent der Körperoberfläche, doch zum Arzt muss man deswegen nicht unbedingt.

<p>Schief gehen kann schnell mal was.</p>

Schief gehen kann schnell mal was.

© Wesidetrip / Unsplash

Verbrennungen zweiten Grades

Grad zwei liegt vor, wenn sich auf der Haut Blasen bilden. Selbst behandeln oder zum Arzt? Je nachdem, meint der Bundesfeuerwehrarzt: "Färbt sich die Haut an der Basis der Blase weiß und fallen die Haare aus, sollte unabhängig von der Größe der Verbrennung ein Arzt aufgesucht werden." Wenn dagegen die Haut am Blasengrund rot bleibt, heilt die Wunde ohne Narbe ab. Auf keinen Fall sollten Brandblasen aufgestochen werden, denn das erhöht die Infektionsgefahr.

<p>Blasenbildung deutet auf eine Verbrennung zweiten Grades hin.</p>

Blasenbildung deutet auf eine Verbrennung zweiten Grades hin.

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Verbrennungen dritten und vierten Grades

Bei Grad-drei-Verbrennungen (weiße, trockene Hautfetzen) ist es stets ratsam, einen Arzt aufzusuchen. Verbrennungen vierten Grades (schwarze, verkohlte Haut) sind immer ein Notfall, bei dem der Rettungsdienst alarmiert werden muss.

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Besonders kritische Stellen bei Verbrennungen

Als besonders kritisch gelten Verbrennungen an bestimmten Körperstellen: Dazu zählen Gesicht, Hände, Füße und Genitalien. Der Grund: Bilden sich dort Narben, können sie die Funktion einschränken oder die Person entstellen. 

"Bei Verbrennungen in diesen Körperregionen sollte im Zweifel ein Arzt die Wunde begutachten", sagt Paschen. Für Babys und Kleinkinder gilt das immer: Schon bei kleinsten Verbrennungen besteht für sie Unterkühlungsgefahr.

Besondere Vorsicht müssen auch ältere Menschen walten lassen. Bei ihnen ist die verbrannte Haut eine ideale Eintrittsstelle für Keime. Da ihr Immunsystem mitunter zu schwach ist, um derer Herr zu werden, besteht erhöhte Infektionsgefahr.

Das A und O bei Verbrennungen

  • Verbrannte haut sofort unter 10 bis 20 Grad kalten Wasser zehn Minuten lang kühlen

  • Keine Hausmittel wie Mehl oder Öl auf die Wunden geben

  • Ob ein Arztbesuch nötig ist, bestimmen Grad der Verbrennung, ihr Ausmaß, die betroffene Körperregion und das Alter der Person

Muss eine Verbrennung verbunden werden?

Bei leichten Verbrennungen ist nach dem Kühlen nicht einmal ein Verband nötig. Im Gegenteil, bisweilen entpuppt sich dieser als hinderlich. Paschen: "Wenn die Wunde nässt, verwächst der Verband mit ihr, und das kann die Heilung behindern." 

Hinderlich sind auch Hausmittel, die allen Warnungen zum Trotz immer noch verwendet werden. Paschen hält nichts davon: "Mehl, Öl oder Butter gehören ins Essen und nicht auf die Wunde."

<p>Ein Verband ist machmal auch hinderlich für die Wundheilung.</p>

Ein Verband ist machmal auch hinderlich für die Wundheilung.

© picture alliance / Alessandra Schellnegger

Text von Dr. Ralph Müller-Gesser

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