Gründe und Faktoren für einen Lawinenabgang@(zwischenHeadlineTag)>
Lawinen gehen nicht einfach so ab. Es gibt immer Gründe für ein Lawinenereignis. Diese Faktoren und Begleiterscheinungen wiederholen sich immer wieder. Weshalb erfahrene Skitourengeher:innen schon im Vorfeld viele Informationen sammeln können, die vor Ort (also im Gelände) wichtig sein könnten. Auf Tour können sie dann Anzeichen für die ein oder andere Situation erkennen und deuten.
Planung für Ski- und Schneeschuhtouren: Der Lawinenlagebericht (LLB)@(zwischenHeadlineTag)>
Der Lawinenlagebericht ist Basis für jede Unternehmung im freien Skiraum. Er ist europaweit so aufgebaut, dass die Kerninformationen (das „WAS“) am Anfang des Berichtes stehen. Hier wird auf die entsprechenden Gefahrenmuster verwiesen. Der größte Anteil an Lawinenabgängen ereignet sich bei sehr ähnlichen Bedingungen, die für den LLB in Muster zusammengefasst wurden.
Vier Muster sind dabei maßgeblich:
Neuschnee
Triebschnee
Altschnee
Nassschnee
Auf Skitour: Erfahrung ist gut, aber nicht alles. @(zwischenHeadlineTag)>
Vor allem, weil wir leider gerade auf Skitour auch „schlechte“ Erfahrungen machen. Denn nicht immer, wenn wir es vielleicht erwarten würden oder die äußeren Anzeichen einen Lawinenabgang bedingen müssten, passiert er auch. Dadurch lernen wir: „Ist ja nicht so schlimm“. Also sollte man seine Erfahrung mit Wissen kombinieren. Ein Baustein dazu sind die vier Gefahrenmuster. Man muss sich also nicht „unendlich viel“ merken, sondern sich „nur“ mit diesen vier Mustern beschäftigen. Dann fällt einem das Erkennen und Entscheiden im Gelände deutlich leichter.
Lawinenmuster Neuschnee@(zwischenHeadlineTag)>
Neuschnee zu erkennen, ist einfach. Oft hat man den Schneefall selbst mitbekommen oder es schneit sogar immer noch. Dabei gibt es die sogenannten kritischen Neuschneemengen, die von verschiedenen Faktoren abhängig sind. Ab zehn Zentimeter Neuschnee können zu einer problematischen Situation führen (ungünstige Faktoren), ab 50 Zentimeter ist selbst unter günstigsten Bedingungen die Lawinenlage heikel. Faktoren, die dabei eine Rolle spielen sind:
Neuschneemenge
Windsituation
Beschaffenheit des Neuschnees
Beschaffenheit der Altschneedecke
Temperatur während des Schneefalls
Im Gegensatz zu den anderen Gefahrenmustern sind die Gefahrenstellen bei Neuschnee großflächig jenseits von 30 Grad Hangsteilheit verbreitet, aber leicht zu erkennen. Je nach Neuschneemenge und Temperatur hält die Situation ein bis drei Tage an. Die Verhaltensweise für Skitourengeher:innen lautet dann: Steile Bereiche meiden, ständig befahrene Hänge/Touren aussuchen und warten, bis sich die Lage entschärft hat.
Lawinenmuster Triebschnee@(zwischenHeadlineTag)>
Der Wind ist der Baumeister der Lawinen. Eine „Weisheit“, die man am Anfang eines jeden Lawinenlehrgangs mitbekommt und die richtig und wichtig ist. Wind verfrachtet Schnee von der Luvseite (Windseite) auf die Leeseite (windabgewandte Seite). Letztere finden sich im Gelände nicht nur großräumig (Hänge) sondern oft auch kleinräumig, besonders häufig hinter Geländekanten, Graten und in Mulden. Es braucht bei lockerem Schnee nicht mal starken Wind, damit Schnee verfrachtet wird. Besonders frischer Schnee wird daher sehr häufig vom Wind verfrachtet, weil dieser leicht, locker und ungebunden ist. Aber auch lockeren Altschnee kann der Wind je nach Windstärke noch umlagern.
Dass Wind tätig war, kann man meist an spezifischen Anzeichen im Gelände erkennen. Die Triebschneeansammlungen selbst hingegen sind im Gelände oft nicht leicht zu erkennen. Man weiß aufgrund der Situation (es herrschte Wind in den letzten Tagen) aber, dass sie da sind. Je mehr Erfahrung/Übung man hat, desto leichter ist es, Triebschneeansammlungen zu erkennen bzw. Geländestellen zu sehen, an denen sich Triebschnee abgelagert haben müsste. Typische Stellen sind im LLB immer kommuniziert. Je nach Gelände kann man sie umgehen.
Lagert sich Triebschnee nicht auf eine heikle, schon bestehende Schneesituation (Oberflächenreif, Graupel, geringe Altschneedecke), wodurch es dann zu einer Altschneeproblematik kommen kann, entschärft sich die Triebschneesituation meist innerhalb von zwei bis drei Tagen. Vorausgesetzt, dass kein neuer Triebschnee hinzukommt.
Lawinenmuster Altschnee@(zwischenHeadlineTag)>
Das wohl heikelste Muster der vier typischen Lawinensituationen ist die Altschneeproblematik. Vor allem, weil sie von außen nicht erkennbar ist. Daher warnt der LLB auch massiv vor einer Altschneeproblematik.
Gerade im vergangegen Winter (21/22) bestand mehrere Wochen lang in vielen Alpenbereichen eine tückische Altschneeproblematik. Sie tritt vor allem dann auf, wenn die Schneemächtigkeit (Schneemenge) eher gering ist, es aber sehr kalt ist und sich auf eine Altschneedecke gebundener Schnee ablagert (z.B. durch Wind). Die Schneedecke ist dann so aufgebaut, dass sich in bodenahnen Schichten sogenannter Schwimmschnee (grobkörnige, eckige und ungebundenen Kristalle) gebildet hat. Diese Schichten stellen für den darüber liegenden Schnee eine Schwachschicht dar.
Aber auch eingeschneiter Oberflächenreif oder Graupel können eine Altschneeproblematik bedingen. Typisch sind sogenannte Wumm-Geräusche, die entstehen, wenn ein/e Skifahrer:in so eine Schneedecke betritt. Aber auch die müssen nicht vorkommen. Oft werden die Wumm-Geräusche von einer Rissbildung in der Schneedecke begleitet. Skitouren bei ausgeprägter Altschneeproblematik bedürfen großer Sorgfalt und Vorsicht.
Zwei Maßnahmen sind hier empfehlenswert: Großräumig alle Bereiche über 30 Grad meiden (typisch bei einer Altschneeproblematik sind Fernauslösungen) und Skitouren auswählen, die ständig verspurt sind, also nach jedem Schneefall schnell wieder begangen und befahren werden. Auch ist es sinnvoll, Übergänge von wenig Schnee zu viel Schnee zu meiden und sich dort zu bewegen, wo eher mehr Schnee liegt.
Eine Übersicht über die Lawinen-Gefahrenmuster haben wir euch hier zusammengestellt:
Lawinenmuster Nassschnee@(zwischenHeadlineTag)>
Im Gegensatz zu Altschnee lässt sich die Nassschneesituation (meist) gut einschätzen und es kann entsprechend gehandelt werden. Nassschnee (und auch Gleitschneelawinen) gibt es selten überraschend. Er kommt vor allem im Spätwinter vor und wird entweder durch intensive Sonneneinstrahlung und hohe Temperaturen verursacht oder durch Regen.
Nasschneelawinen gehen auf einer Schicht ab, auf der sich die Feuchtigkeit staut. Grundlawinen (Gleitschnee) gehen auf dem Untergrund (oft Wiese) ab. Damit Grundlawinen gefährlich sind, braucht es ein Mindestmaß an Schneemächtigkeit. Sonnenexponierte, steile Hänge sind gefährdet, besonders solche mit Wiesenuntergrund. Die massive Durchfeuchtung der Schneedecke führt zu einem Stabilitätsverlust der Schneedecke und zu einer Gewichtszunahme. Diese beiden Faktoren sorgen dafür, dass sich die Schneedecke irgendwann in Bewegung setzt. Bei Regen sind natürlich alle Expositionen von den oben beschriebenen Effekten betroffen.
Bei (intensivem) Regen werden aber meist keine Skitouren mehr unternommen. Einer Gefährdung durch Nassschnee (Gleitschnee) lässt sich für Skitourengeher durch einen frühen Aufbruch (Frühjahr) und ein zeitiges Tourende tagsüber vorbeugen. Kalte Perioden (Nächte) führen zu einer schnellen Stabilisierung der Schneedecke und damit für eine gewisse Zeit (morgens/vormittags) zu einer günstigen Situation.
1 Kommentar
Kommentar schreibenWie sieht's eigentlich mit Schneeringen bzw. Schneewalzen aus? Sind diese Alarmzeichen? Auf dem Weg vom Eibsee zur Wiener-Neustädter Hütte habe ich mal eine große Anzahl von Schneewalzen herabrollen sehen. Die Schneedecke war bis auf die oberste Schicht (ca. 8cm) stabil, beim Column Test konnte man voll draufhauen, da hat sich nix bewegt, aber die oberste Schicht war augenscheinlich nicht stabil. Das Gelände war ca. 35 bis 40 Grad steil. Ich bin dann umgekehrt, Vorsicht ist besser als untendrunter zu liegen. Aber mich würde Eure Sicht interessieren, wie interpretiert Ihr diese Sache?