Der Outdoor-Hersteller "The North Face" hat vor einiger Zeit eine Community vor allem für Münchner Outdoor-Freunde ins Leben gerufen. Man verabredet sich über die Facebook-Seite "Never Stop Munich" und treibt gemeinsam (Berg-)-Sport. Am 07. Juni ging es erstmals im Rahmen des "5-to-9-hikes" für eine gemeinsame Nacht in die Berge.
Mit dem Bus kamen über 60 Teilnehmer mit dem eigens gecharterten Bus aus der bayerischen Landeshauptstadt zum Parkplatz der Hochriesbahn im Chiemgau, um nach einer kurzen Wanderung auf einer Alm am Samerberg im Zelt zu übernachten. "Special Guest" der Veranstaltung war der Spitzenkletterer Hansjörg Auer, der bei einem gemütlichen Lagerfeuer von seinen Bergabenteuern erzählte.
Unser Online-Redakteur Holger hat sich am Rande der Veranstaltung mit Hansjörg unterhalten.
Hansjörg, Du warst im April mit David Lama und Alex Blümel in Nepal, um als erste Seilschaft überhaupt über der Südostgrat auf die Annapurna III (7555m) zu steigen. Manche bezeichnen die Herausforderung als letztes großes Projekt im Alpinismus. Wie lief es?
Wir hatten eine tolle Zeit in einer wunderschönen Umgebung. Den Gipfel haben wir aber nicht gepackt. Das Projekt ist vom Gesamtanspruch her sehr, sehr schwierig. Mich wundert es nicht, dass es bislang noch keiner geschafft hat. Ich glaube, wir hätten eine gute Chance gehabt, aber das Wetter hat einfach nicht mitspielen wollen. Es war zu viel Niederschlag. Mehr möchte ich gerade noch nicht verraten, wir werden bald mit unserer Nachberichterstattung an die Öffentlichkeit gehen.
Für Dich und Alex Blümel war es die Rückkehr in den Himalaya nach der Expedition im Oktober 2015, als Dein Freund Gerhard Fiegl nach der Erst-Besteigung der Südwand des Nilgiri South (6839m), einem Nachbargipfel der Annapurna, beim Abstieg ums Leben gekommen ist. Hat sich für Dich durch den Unfall etwas an Deiner Einstellung zum Bergsteigen und Deinem Verhalten am Berg geändert?
Klar sind bei der jetzigen Expedition viele Erinnerungen an Gerry bei Alex und mir hochgekommen. Gerry war mein Jugendfreund, wir haben gemeinsam begonnen zu kletteren, ich kenne seine Eltern... Das war schwer für uns, aber ich glaube es war gut, dass Alex und ich bald wieder gemeinsam unterwegs waren. Das Unglück ist passiert, ich kann es nicht auslöschen. Mein Verhalten am Berg und die Einschätzung von Risiken hat sich aber durch Gerrys Tod nicht geändert. Ich habe davor nach bestem Wissen meine Entscheidungen am Berg getroffen und tue das immer noch. Und die Leidenschaft fürs Klettern und Bergsteigen ist auch unverändert. Damit kann ich nicht aufören.
Du bist in der alpinen Szene vor allem durch Deine Free-Solo-Begehungen bekannt geworden. Die Begehung der 37 Seillängen und 1220 m langen Route "Weg durch den Fisch" (Schwierigkeitsgrad 7b+) 2007 war ein Meilenstein des Free-Solo-Kletterns. Weitere Erfolge folgten, wie etwa 2015 mit der Free-Solo-Begehung der Route "Mephisto" am Heiligkreuzkofel in den Dolomiten. Hast Du in dieser Disziplin weitere Projekte im Kopf?
Ich habe mich nie als der Free-Solo-Kletterer gesehen, den manche Medien aus mir gemacht haben. Aber der Drang und die Leideschaft für diese Art des Kletterns ist da. Es gibt sicher noch Routen, die mich reizen. Aber dafür muss ich den richtigen Zeitpunkt abwarten. Öffentlich ankündigen werde ich einen Free-Solo-Versuch aber sicher niemals.
Was sind Deine nächsten Vorhaben? Wo soll es hingehen?
Ich habe noch ein Freikletter-Projekt an der Marmolata-Südwestwand. Das möchte ich im Sommer machen und im Herbst soll es wieder nach Nepal gehen. Da wartet ein unbestiegener 6.000er auf mich, den man noch nicht so kennt. Ich schaue, das organisiert zu kriegen
Die Veranstaltung an deren Rand wir uns hier treffen, nennt sich "five-to-nine“. Die meisten Menschen arbeiten von "nine-ro-five" und führen ein eher risikoarmes Leben. Kannst auch Du Dir vorstellen, irgendwann ein nine-to-five-Leben zu führen? Immerhin bist Du ja auch Mathe-und Sportlehrer.
Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Ich bin ich sehr froh und zufrieden, als professioneller Kletterer leben zu können.
Das Interview hier ist die Medienarbeit eines Kletter-Profis. Trotz Deiner überragenden alpinistischen Leistungen warst Du in den Medien lange nicht so präsent wie andere Bergsteiger. Sehe ich es richtig, dass Du am liebsten einfach nur Klettern würdest?
Ich habe gelernt, dass die Medien- und Sponsorenarbeit dazu gehört und so ein Event wie heute empfinde ich als angenehm. Nach wie vor habe ich kein Management hinter mir, sondern versuche alles selber zu machen. Hätte ich eines, dann könnte ich finanziell gesehen sicher erfolgreicher sein. Aber ist es das, was ich will? Unabhängigkeit, Flexibilität und Spontanität sind mir sehr wichtig und ich will alle meine Entscheidungen, was ich machen mag und was nicht, selbst treffen.
Weitere Informationen zu Hansjörg Auer: www.hansjoerg-auer.at
1 Kommentar
Kommentar schreibenHansjörg ist einfach ein lässiger Typ. Freu mich auf seinen Vortrag beim Ötztaler Klettercamp.